Schokofahrt 2019.2 – Team Bonn – Reisebericht

Schokofahrt 2019.2 – Team Bonn – Reisebericht

Seit drei Jahren findet mindestens einmal im Jahr die Schokofahrt statt. Aus ganz Deutschland schließen sich Lastenrad-Fahrer und -Fans zusammen, um gemeinsam den (Rad-)Weg nach Amsterdam anzutreten. Ziel der Fahrt sind die Chocolate Makers im Hafen von Amsterdam. Die Schokoladenmanufaktur mit ökologischem Impetus erhält die Rohmaterialien aus der Dominikanischen Republik und dem Kongo per Segelboot, also nahezu vollkommen CO2-neutral. Von dort wird die Schokolade per Fahrrad nach Deutschland geschafft. Es waren Teams aus Bonn, Köln, Hamburg, München, Berlin, … und sogar aus Österreich unterwegs.

Startvorbereitungen in Mönchengladbach
Startvorbereitungen in Mönchengladbach
(Photos by Tobi Mandt)

Mittwoch, 2. Oktober 2019 – Das Bonner Team startet mit 16 Fahrern vom Stadtzentrum. Erstes Ziel ist Pulheim mit der ersten Pause. Das Wetter ist überraschend gut, die Sonne kommt heraus, ein Fahrer hat sogar an Sonnencreme gedacht. Gegen 17:00 Uhr trifft die Gruppe ohne Verluste in der Bolten-Brauerei in Mönchengladbach ein.

1. Etappe am Rhein
1. Etappe am Rhein
(Photos by Tobi Mandt)

Donnerstag, 3. Oktober 2019 – In Mönchengladbach haben viele ADFC-Mitglieder Ihre Dachböden und Gästezimmer zur Übernachtung der Fahrer zur Verfügung gestellt. Um neun Uhr früh sammeln sich die Gruppen aus Bonn und Köln zur Abfahrt. Beim Pressetermin stellen sich erste Ausfallerscheinungen ein: Holger, unser einziger Liegerad-Fahrer, hat Plattfüße in Serie. Auch Achim, der Pilot mit dem größten Anhänger, wird das Etappenziel Nijmegen offiziell nicht erreichen. Die Mittagspause im niederländischen Arcen, kurz hinter der Grenze gelegen, bringt endlich die heiß ersehnten Pommes frites. Das Cafee de Plag (Nijmegen), unser erstes Etappenziel in den Niederlanden, platzt aus allen Nähten.

Halten. Nur wo es trocken ist.
Halten. Nur wo es trocken ist.
(Photos by Tobi Mandt)

Freitag, 4. Oktober 2019 – Nach einer kurzen Nacht starten die Teams aus Bonn und Mönchengladbach in strömendem Regen, doch die Stimmung könnte besser nicht sein. Entlang der Maas begrüßt uns zum ersten Mal unser blinder Passagier Lorenz. Lorenz ist ein Hurrikan, auf dem Weg von den Azoren in Richtung Island, dessen Ausläufer uns kräftigen Gegenwind und feuchte Socken beschert. Noch mit Sonnenlicht erreichen wir Amsterdam und die Fahrer Verteilen sich auf die Hostels, Warmshowers und die Laka. Die Stichting Laka ist eine Stiftung in Amsterdam, die sich gegen Atom-Energie und -Waffen engagiert und schon mehrere Male Hauptanlaufpunkt und Übernachtungsmöglichkeit für die Schokofahrer war. Zwischen Akten und Schreibtischen wird auf Isomatten übernachtet. Das nah gelegene WG-Cafe wird für zwei Nächte unser Stammlokal.

Weiter immer - Müde nimmer
Weiter immer – Müde nimmer
(Photos by Tobi Mandt)

Samstag, 5. Oktober 2019 – Samstag ist Ruhetag. Die Sonne scheint. Vormittags radeln die Teams von ihren Unterkünften aus ganz Amsterdam in den Hafen und verladen ca. zwei bis drei Tonnen Schokolade möglichst wasserfest auf Ihre Räder. Über zweihundert Lastenräder in allen Formen und Farben treffen zu einem großen Familienfest zusammen. Fast schon nebenbei wird auch noch die neue Fabrik der Choclate Makers eingeweiht. Es gibt Trinkschokolade zum selber würzen, Champagner mit Schokolade, Schokolade und noch mehr Schokolade. Der Empfang der Fahrer ist grandios und gänsehautverdächtig. Auch der riesige Fahrradanhänger von und mit Achim hat es auf wundersame Art und Weise nach Amsterdam geschafft. Der Rest des Tages wird zur Erholung, zum Verheilen der wunden Stellen und zur Reparatur der Räder genutzt. Diverse Coffeeshops sollen auch gesichtet worden sein.

Schokofahrt - Derzeit größtest Lastenrad-Treffen Europas?
Schokofahrt – Derzeit größtest Lastenrad-Treffen Europas?
(Photos by Tobi Mandt)

Sonntag, 6. Oktober – Die Teams geben Gas. Für den Nachmittag hat sich noch mal Lorenz, unser ganz persönliches Unwetter angekündigt. Als hätte der Sturm am Samstag Europa voll mit Luft geblasen, musste der Luftdruck wohl dorthin zurück entweichen, wo die Luft hergekommen war. Den Fahrern entgegen, mit reichlich Wasser. Die E-Biker legen zwei Pausen ein, um Akkus nachzuladen. Das Pedal-Power-Team wird Nijmegen deshalb deutlich früher erreichen. Zwischen neun und zehn Uhr sind alle Fahrer in Ihren Hostels, nass, müde und glücklich.

Die Karawane zieht weiter, der Sultan hat Durst.
Die Karawane zieht weiter, der Sultan hat Durst.
(Photos by Tobi Mandt)

Montag, 7. Oktober – Start, wie immer um neun Uhr (plus 30 Minuten), eigentlich vom zentralen Kreisel, aber in Wahrheit vom nächsten Back-Shop aus. Das Waldstück an der Grenze wird wegen der nassen und durchweichten Böden umfahren. Das Städtchen Arcen, unsere Mittags-Etappe, hat geschlossen: „Maandag is de nieuwe zondag“. Wir finden trotzdem unsere obligatorischen Pommes. Das Schloß Reith begrüßt und am Abend mit Pizza und Weißbier.

Je schlechter das Wetter, desto besser die Stimmung.
Je schlechter das Wetter, desto besser die Stimmung.
(Photos by Tobi Mandt)

Dienstag, 8. Oktober – Es wird noch mal nass. An Düsseldorf und Köln vorbei sind wir viel zu zeitig zurück in Bonn. Die erste und letzte Etappe erscheint mit 80 KM wie ein Klacks, im Vergleich zu den 120 KM vor und nach Amsterdam. Am Rhein dreht das Team Bonn mehrere Ehrenrunden für ein studentisches Filmteam. Die Autofahrer, die auf die Rheinfähre warten und denen wir viermal hintereinander zuwinken, denken sich ihren Teil. Aber was tut man nicht alles für die Öffentlichkeitsarbeit und den guten Zweck. Der Kirchenpavillion und rund 50 Interessrierte und Angehörige bereiten uns einen großartigen Empfang in Bonn mit Sekt, Bier und Häppchen von den Food-Sharern. Später wird noch die geladene Schokolade fast trocken in die Altstadt zum Weltladen gefahren. Es wird spät. Und wieder ziemlich feucht.

Trotz sehr viel Regen und noch mehr Gegenwind, war die Stimmung durchgehend hervorragend. Es hat sich eine tolle Truppe für die Fahrt zusammen gefunden. Obwohl sich viele Fahrer erst zum Tourbeginn kennengelernt hatten, hielten alle zusammen wie ein seit Jahren eingeschworenes Team. Endlich mal normale Leute!

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